Arbeitgeberattraktivität steigern und messen

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Die Suche nach fähigen Arbeitskräften ist in Zeiten des Fachkräftemangels und der Wirtschaftslage schwierig. Eine Trendumkehr ist unwahrscheinlich. Deshalb hat die Arbeitgeberattraktivität besondere Bedeutung bei der Gewinnung von Mitarbeitern. Denn nur ein attraktiver Arbeitgeber hat die Möglichkeit im „War of Talents“  zu bestehen und kompetente Talente für sich zu gewinnen.

In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was Arbeitgeberattraktivität ist, warum sie wichtig ist, welche Faktoren die Attraktivität beeinflussen, wie Sie sie messen können und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern.

Definition des Begriffes Arbeitgeberattraktivität

Man versteht unter dem Begriff „Arbeitgeberattraktivität“ die Fähigkeit eines Unternehmens, Arbeitnehmer auf dem freien Markt anzuziehen (lateinisch „attrahere“ = heranziehen“) und diese im Unternehmen halten. Dies gelingt durch gutes Personalmanagement und attraktives Employer Branding (die Werbung und die Außenwahrnehmung eines Unternehmens).

Warum ist die Arbeitgeberattraktivität wichtig?

Wie eingehend bereits erwähnt, ist es ist kein Geheimnis, dass der Arbeitsmarkt derzeit von einem Fachkräftemangel geprägt ist. In vielen Branchen und Regionen gibt es weitaus mehr offene Stellen als Bewerber. Das bedeutet, dass die Unternehmen um die besten Mitarbeiter konkurrieren müssen. Und die besten Mitarbeiter entscheiden sich in der Regel für Arbeitgeber, die ihnen attraktive Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Logisch.

Darüber hinaus kann eine hohe Arbeitgeberattraktivität dazu beitragen, die Mitarbeiterbindung zu erhöhen. Wenn Mitarbeiter mit ihrem Arbeitsplatz und ihrem Arbeitgeber zufrieden sind, bleiben sie dem Unternehmen eher treu. Dies wiederum senkt die Fluktuationsrate und erspart Zeit und Geld bei der Suche nach neuen Mitarbeitern.

Bevor wir uns jedoch mit konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität beschäftigen, sollten wir uns zunächst die Frage stellen. welche Faktoren die Wahrnehmung eines Unterenhmens beeinflussen.

Welche Faktoren haben Einfluss auf die Wahrnehmung eines Unternehmens?

Die Arbeitgeberattraktivität kann in zwei Kategorien unterteilt werden. So gibt es harte Faktoren und (weiche) Motivatoren, welche direkten Einfluss auf die Wahrnehmung eines Unternehmens haben.

Harte Faktoren

Dabei bezieht sich der Begriff „harte Faktoren“ auf die gute Messbarkeit der einzelnen Elemente. Zusätzlich zählen zu den harten Faktoren: Gehalt, Umfang der Sozialleistungen, Bewerbungsverfahren und Arbeitszeiten.

(Weiche) Motivatoren

Zu den Motivatoren zählen das Arbeitsklima innerhalb des Unternehmens, Hierarchien innerhalb des Unternehmens (z.B. flache Hierarchien), eine gesunde Work-Life-Balance, ein betriebliches Gesundheitsmanagement, der Vielfältigkeitsaspekt und die damit verbundene Akzeptanz und Toleranz. Aber auch der Teamzusammenhalt und eine gute Arbeitsatmosphäre, sinnstiftende Tätigkeiten und Wertschätzung bzw. Anerkennung für die erbrachte Leistung müssen genannt werden.

Unterschiede in den Altersgruppen

Dabei unterscheiden sich die Interessen verschiedener Altersgruppen stark. Während ein älterer Arbeitnehmer deutlich mehr Wert auf die harten Faktoren legt, sind für junge Beschäftigte eher die weichen Faktoren, also Aspekte wie Vielfältigkeit, Work-Life-Balance und flache Hierarchien wichtig

Wie ist die Arbeitgeberattraktivität messbar? 

Die Arbeitgeberattraktivität kann auf verschiedene Weise gemessen werden, wie zum Beispiel durch Mitarbeiterumfragen oder Onlinebewertungsplattformen. Ein weiterer wichtiger Indikator für die Arbeitgeberattraktivität ist zudem auch die Bewerberzahl auf offene Stellenanzeigen. Ist diese niedrig, kann dies darauf deuten, dass Sie im Wettbewerb weniger attraktiv erscheinen.

Die Methode

Die Arbeitgeberattraktivität kann nur durch die Analyse der aktuellen Arbeitgeberattraktivität messbar gemacht werden. Um die Daten zu erheben, verwendet man indirekte Fragestrategien, auf der Basis qualitativer Erhebungs- und Auswertungsmethoden. Dazu werden möglichst offene, ausführliche Erzählungen im Rahmen von Einzel- oder Gruppeninterviews generiert und mit Hilfe rekonstruktiver Verfahren der empirischen Sozialforschung analysiert. Die Erhebung der Daten ist aufwändig und zeitintensiv, abhängig von der Anzahl der verschiedenen Stakeholder-Gruppen und der Organisation des Unternehmens.

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Außerdem muss zwischen unternehmensinterner und -externer Attraktivität unterscheiden werden.

Unternehmensinterne Attraktivität

Die unternehmensinterne Attraktivität sei durch die subjektive Wahrnehmung eines jeden Beschäftigten schwer zu messen, so Soziologie-Professorin Dr. Helga Pelizäus-Hoffmeister in einem Interview. Häufig spiegeln sich laut Pelizäus-Hoffmeister die Erfahrungen des Arbeitnehmers eher unbewusst wieder. Dadurch muss die unternehmensinterne Attraktivität nicht mit dem Ausfüllen von Fragebögen oder ähnlichen empirischen Methoden herausgefunden werden. Man sollte also lieber auf auf indirekte Fragestellungen zurückgreifen, die dann nach den Faktoren der Sozialwissenschaft ausgewertet werden.

Dabei können Fragen nach der Familienfreundlichkeit des Unternehmens, der Entwicklungsmöglichkeiten, des Personalmanagements, des Betriebsklimas und der Vergütung relevant sein.

Unternehmensexterne Attraktivität

Auch die unternehmensexterne Attraktivität ist nicht einfach zu messen. Dabei wird auf die Außenwahrnehmung des Unternehmens geachtet, die sich in Markenvertrauen, Arbeitgeberpräferenz und den Markenauftritt des Arbeitgebers niederschlägt. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und ein sympathisches Auftreten in der Öffentlichkeit, also subjektive Faktoren, spielen in der Außenwahrnehmung eine große Rolle.

Möglichkeiten zur Erhöhung Ihrer Arbeitgeberattraktivität

Im folgenden möchten wir Ihnen einige Möglichkeiten aufzeigen, Ihre Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen. Sie werden schnell merken, dass sich hierbei mitunter Maßnahmen aus dem Personalmarketing und Employer Branding ergänzen.

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Schaffung einer positiven Unternehmenskultur

Eine positive Unternehmenskultur ist ein wichtiger Faktor zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Sie sollten daher darauf achten, dass sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Werten und Zielen des Unternehmens identifizieren können.

  • Laut einer gemeinsam durchgeführten Studie von Golem.de und Statista vom 04. Oktober 2022 (mehr als 23.000 Teilnehmer), wurde Beiersdorf zum besten Arbeitgeber ernannt. Hier scheinen sich IT’ler im Gesamtpaket am wohlsten zu fühlen.

Attraktive Vergütungs- und Sozialleistungsmodelle

Natürlich spielt die Vergütung eine wichtige Rolle bei der Arbeitgeberattraktivität. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern deshalb eine angemessene und faire Vergütung. Auch das Gehalt ist eine wichtige Form der Wertschätzung und Anerkennung.

Attraktive Benefits

Neben einer angemessenen Entlohnung können Benefits wie die betriebliche Altersvorsorge, Gesundheitsvorsorge oder Mitarbeiterevents dazu beitragen, dass sich Ihre Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen und gerne für Sie arbeiten.

Social Media und Employer Branding

Social Media und Employer Branding sind wichtige Instrumente, damit Sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren können. Bauen Sie deshalb ihre Präsenz in den sozialen Medien kontinuierlich aus und stärken Ihre Reichweite. Vertrauen Sie nicht darauf gefunden so werden – Sie müssen proaktiver werden! Dazu gehört auch eine moderne und ansprechende Karrierewebseite und transpartente (im besten Fall positive) Bewertungen von Mitarbeitern auf Arbeitgeberbewertungsportalen wie Kanunu.

Ihre Karriereseite und Stellenanzeigen

Eine attraktive Karriereseite und attraktive Stellenanzeigen sind entscheidend für die Arbeitgeberattraktivität, da Sie in den meisten Fällen die erste Anlaufstelle für potenzielle Bewerber darstellen.

Auf Ihrer Karriereseite sollten potenziellen Bewerbern Mitarbeiterinterviews, Teamevents und Auszeichnungen Ihres Unternehmens präsentiert werden. Die Stellenanzeigen sollten nicht nur eine Liste von Anforderungen und Aufgaben enthalten, sondern auch begründen, warum sich Bewerber für den Arbeitgeber entscheiden sollten. Dazu können Teambilder, das Wording oder kurze Zitate aus Mitarbeiterinterviews verwendet werden. Um Ihre Wunschkandidaten zu beigeistern, sollten Design, Tonalität und Angebot zielgruppenspezifisch gestaltet sein und sich von anderen Anzeigen abheben.

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Schaffung einer positive Candidate Experience

Die Candidate Experience beschreibt den Prozess, den Bewerber durchlaufen, wenn sie sich bei einem Unternehmen bewerben. Gestalten Sie diesen Prozess also möglichst positiv und reibungslos. Das bedeutet auch, dass Bewerber schnell eine Rückmeldung auf ihre Bewerbung erhalten und dass ein Vorstellungsgespräch angenehm und informativ ist. Bitte ghosten Sie keine Bewerber! Negatives Feedback ist durch enttäuschte Bewerber schneller geschrieben als positives!

Investieren Sie in Ihre Mitarbeiter

Ihre Arbeitnehmer wollen sich in ihrem Beruf weiterentwickeln und Karriere machen. Geben Sie Ihren also die Möglichkeitem, sich weiterzubilden und ihre Fähigkeiten zu verbessern. Dies kann durch interne Schulungen, Workshops oder auch durch die Übernahme von Studiengebühren geschehen.

Ein integratives Arbeitsumfeld

Ein integratives Arbeitsumfeld bedeutet, dass alle Beschäftigten unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sexueller Orientierung gleich behandelt werden. Schaffen Sie ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld und ergreifen Sie Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt in Ihrem Unternehmen.

Flexible Arbeitsmodelle

Immer mehr Beschäftigte wünschen sich flexible Arbeitsmodelle, um Beruf und Privatleben besser miteinander vereinbaren zu können. Und da sie die knappe Resource sind, haben Sie alle Trümpfe auf der Hand und häufig eine breite Auswahl an Angeboten. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern und potentiellen Kandidaten verschiedene Arbeitsmodelle wie Homeoffice, Teilzeit oder Jobsharing an. Ansonsten schränken Sie sich bereits vor einer Stellenausschreibung selbst zu stark ein.

Work-Life-Balance

Im gleichen Zuge muss eine gute Work-Life-Balance genannt werden, denn diese ist ein wichtiger Faktor für die Mitarbeiterzufriedenheit. Achten Sie darauf, dass ihre Mitarbeiter eine angemessene Arbeitsbelastung haben und genügend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys bekommen. Es wird Ihnen mit einer besseren Arbeitsleistung belohnt werden.

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Betriebliche Gesundheitsmaßnahmen

An Attraktivität gewinnt ein Unternehmen auch durch einen eigenen betrieblichen Gesundheitsdienst. Fitnessstudiomitgliedschaften, eine eigene Fitnessabteilung im Unternehmen oder ähnliche Angebote zur Verbesserung der Mitarbeitergesundheit können hier beispielhaft genannt werden. Zum Ausdruck kommt dadurch das Interesse des Unternehmens an seinen Mitarbeitern und die Absicht, diese lange und gesund im Unternehmen zu beschäftigen.

Offene Kommunikation

Die Attraktivität lässt sich außerdem gut durch eine gesunde Kommunikation nach außen verbessern. Besitzt das Unternehmen viel Transparenz und einen nach außen respektvollen Umgang mit seinen Mitarbeitern, so wirkt dies zumeist positiv auf Ihre Arbeitgebermarke aus. Die offene Kommunikation zu Außenstehenden lässt sich beispielsweise sehr gut durch sogenannte „Corporate Influencer“ erreichen, die das Unternehmen auf Social Media vorstellen.

Moderne Arbeitsumgebung & Arbeitsplatz

Eine moderne Arbeitsumgebung trägt dazu bei, dass sich die Beschäftigten wohl fühlen und gerne zur Arbeit kommen. Gestalten Sie die Arbeitsumgebung modern und ansprechend. Dazu gehören beispielsweise ergonomische Möbel, eine gute Beleuchtung und eine angenehme Raumtemperatur. Auch modernste und schnellste Arbeitsgeräte sollten zur Grundausstattung gehören. Sparen Sie bitte nicht am falschen Ende.

Fazit 

Die Arbeitgeberattraktivität ist für Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels von großer Bedeutung, um im „War for Talents“ konkurrenzfähig bleiben zu können. Harte Faktoren wie Gehalt und Sozialleistungen sowie weiche Motivationsfaktoren wie Betriebsklima, Work-Life-Balance und Anerkennung beeinflussen die Attraktivität maßgeblich. Eine hohe Arbeitgeberattraktivität kann dazu beitragen, neue Mitarbeiter zu gewinnen und bereits angestellte langfristig zu binden. Die Messung der Arbeitgeberattraktivität kann durch Mitarbeiterbefragungen, Online-Bewertungsplattformen und die Anzahl der Bewerber erfolgen.

Je attraktiver Sie als Arbeitgeber Ihr Unternehmen gestalten, desto bessere Chancen haben Sie auf dem sich ungeheuer schnell verändernden Arbeitsmarkt. Verpassen Sie nicht den Anschluss!


Bildnachweis:
1. ©[ng3000] via Canva.com
2. ©[Thingking How] via Canva.com
3. ©[Canva Original] via Canva.com
4. ©[Visual Generation] via Canva.com

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Der Artikel wurde zuletzt am 29. März 2023 durch die IT-Talents-Redaktion aktualisiert.

Christoph war von Oktober 2017 bis August 2023 für IT-Talents.de tätig und beschäftigte sich mit den Themen: Employer Branding, Personalmarketing und IT-Recruiting. Bei IT-Talents war er für den Bereich Key Account Management und Business Development verantwortlich.
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